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Technik- und Soundübungen

Ich werde sehr oft gefragt, welche Übungen ich meistens für das Saxophon anwende und wie oft ich diese praktiziere. Zur letzteren Frage kann ich nur sagen: Wenn es möglich ist, natürlich täglich üben, ansonsten so oft die Zeit es halt zulässt. Und: Lieber täglich nur eine halbe Stunde üben als einmal die Woche richtig lange.

Es gibt eine Vielzahl von Übungen die meist auch irgendwie zum Ziel führen. Daher möchte ich grundsätzlich keine spezielle Vorgehensweise als das magische Geheimrezept empfehlen. Jedoch haben sich bei mir folgende drei Übungen als absolut effizient und nachhaltig erwiesen, weshalb ich sie nach wie vor gerne anwende.

1. Timeing

Mit dieser Übung habe ich sehr früh angefangen. Hierzu wird ein Metronom benötigt (ein elektrisches, da keine Zeitschwankungen wie evtl. bei mechanischen auftreten). Zu Beginn empfehle ich das Metronom extrem langsam zu stellen (z.B. 60 bpm) und den Takt als Viertelschläge zu betrachten.

Man beginnt mit dem tiefsten Ton der sich am bequemsten spielen lässt (z.B. ein G). Dabei sollten die Figuren so gespielt werden, dass die Achtel auf den Zählzeiten genau auf die Metronom-Viertel treffen. Dies sollte man sehr penibel befolgen. Das Ganze wird mehrere Durchgänge mit nur einem Ton gespielt. Erst danach wechselt man auf den nächsten Ton (chromatisch) bis nach einer Weile der höchste Ton (z.B. F#’’’ ) erreicht ist. Von da aus geht es wieder abwärts.

Erst wenn alle Töne sauber in time in zwei kompletten Durchgängen geschafft wurden, sollte die Geschwindigkeit um eine Einheit erhöht werden. Dann fängt der Spaß (!) natürlich wieder von vorne an. Irgendwann sollte man die Übung vom tiefen Bb bis zum hohen F#’’’ (oder noch höher im Register) im hohen Tempo spielen können. Bis dahin dauert es in der Regel aber Jahre, wenn man die Übung konsequent und richtig praktiziert.

Copyright: Erdal Tosun 2013

Was übe ich hiermit?

  1. Präzision (Zungenkoordination). Augrund des einen Tons kann man sich ganz auf das Timeing konzentrieren.
  2. Rhythmus-Variationen
  3. Ansatz. Die äußere Lippenmuskulatur wird gut beansprucht, daher sollte diese Übung auch nicht übertrieben werden.
  4. Tonqualität. Jeder Ton hat seine Qualität. Ein C# klingt eben anders wie ein G. Als Einsteiger spielt man eher die„einfachen“ Tonarten und dabei kommt man halt auch nicht in die Verlegenheit ein C#’ oder ein Eb’’ zu spielen. Gerade die hohen Töne werden zu Beginn nicht oft gespielt. Ziel sollte sein das jeder Ton die gleiche Qualität erhält.
  5. Stakkato sollte genauso wie Legato geübt werden. Die Übung ist somit kombinierbar.
  6. Gleiches gilt für die binäre und tenäre Spielweise.
  7. Gleiches gilt für sehr leise bzw. laute Artikulation
  8. Triolen sind hiernach auch kein Fremdkörper mehr.

2. Technik-Übung

Diese Übung ist meines Erachtens hocheffizient. Auch hierfür wird ein Metronom benötigt. Man fängt wieder bei einem tiefen (Grund) Ton an (z.B. G). Das Prinzip ist, den Grundton im Wechsel mit einer chromatischen Tonfolge bis zu einem Zielton (z.B. Oktave) in time zu spielen und danach wieder abwärts zum Ausgangston zurückzukehren. Hiernach wird der Grundton chromatisch erhöht (Ab) und das Ganze geht wieder von vorne los bis man zum höchsten Ton (z.B. F#’’) gelangt ist. Von da aus ausgehend, ist diese Übung quasi spiegelverkehrt wieder bis zum Ausgangston (G) zu spielen. Erst wenn alle Töne sauber in time in zwei kompletten Durchgängen geschafft wurden, sollte die Geschwindigkeit um eine Einheit erhöht werden.

Copyright: Erdal Tosun 2013

Was übe ich hiermit?

  1. Intervallkombinationen von jedem Ton aus, eine gute Gehörbildung sowie vor allem eine Techniktortur für die Finger die sich bezahlt macht. Wenn man von F#’ auf G# muss um dann auf G’ zu gelangen, fangen die Flüche erst an.
  2. Präzision (Zungen- und Fingerkoordination).
  3. Ansatz. Große Sprünge erfordern einen guten Ansatz.
  4. Intonation. Wer ein gestimmtes Klavier oder Keyboard hat kann dies zur Kontrolle verwenden (z.B. am Zielton angelangt, Ton halten und auf Klavier überprüfen, ggf. wiederholen)
  5. Tonqualität.

3. Sound-Übung

Diese Übungen sollte zum täglichen Standardrepertoire hinzugefügt werden. Ursprünglich stammen diese Obertonübungen von Sigurd Rascher, einem deutschen Saxophonisten aus dem Klassik-Bereich. Mit den Übungen sollte erst dann begonnen werden, wenn man ohne Mühe den tiefen Ton (Bb) auf seinem Instrument spielen kann. Das Prinzip ist wie folgt:

Zuerst wird der tiefe Ton C lange ohne Vibrato gespielt. Dann spielt man das C’ ohne das Griffbild zu verändern, d.h. die Oktavklappe wird nicht gedrückt (also Finger nicht bewegen). Man erzeugt quasi einen Oberton C’.

Hiernach spielt man wieder lange das tiefe C. Folgend wird das G’ als Oberton erzeugt ohne das Griffbild C zuändern (Man drückt ein tiefes C und hört ein G’). Wer dies ohne Mühe schafft kann nun mit dem Fallenlassen der Obertöne beginnen.

Man spielt nun direkt den Oberton C’’ und lässt diesen dann ansatzlos in das G’ gleiten ohne das der Ton abbricht oder quietscht. Es soll auch kein Glissando (kontinuierliche Veränderung der Tonhöhe) erzeugt werden. Zu Beginn landet man oftmals auf dem C’. Dies ist evtl. auch eine modifizierte Übung, sollte jedoch am Anfang vermieden werden. Die Schwierigkeit liegt nun darin, dass man den Ton aus dem G’ in den C’ und danach ins tiefe C in einem Stück langsam fallen lässt.

Copyright: Erdal Tosun 2013

Das Ganze sollte man auf B und Bb anwenden.

Copyright: Erdal Tosun 2013

Copyright: Erdal Tosun 2013

Erst wenn diese Übung ansatzlos gut funktioniert, empfiehlt es sich den nachfolgenden Parcours als tägliche Warm-Up-Übung anzuwenden. In der Regel ist man damit Monate oder Jahre beschäftigt. Wem das jedoch irgendwann zu langweilig wird, kann sich mit dem Buch: Top-Tones for the Saxophone von Sigurd Rascher ausgiebig befassen.

Copyright: Erdal Tosun 2013

Was übe ich hiermit?

  1. Ansatz, Tonkontrolle sowie guten und kräftigen Sound
  2. Wichtig für die Erzeugung von Top-Tones (höher F#’’’)
  3. Intonation
  4. Ausdauer